Nein. Außerdem: Du bist nicht gestört, krank oder kaputt. Du hast überlebt. Und dafür brauchtest du Überlebensstrategien.
Und diese können erkannt und geändert werden, wenn sie stören.
Die Überlebensstrategien, die du entwickelt hast, waren notwendig, um dich vor den emotionalen und physischen Belastungen des Traumas zu bewahren. Sie haben dir geholfen, dich vor dem Schmerz zu schützen und deinen Alltag zu bewältigen. Du kannst stolz darauf sein, dass du Wege gefunden hast, um in schwierigen Zeiten weiterzumachen.
Dennoch können diese Überlebensstrategien im Laufe der Zeit zu Herausforderungen führen und dein weiteres Wachstum und deine Heilung beeinträchtigen. Doch sei versichert, dass du nicht allein bist.
Jetzt ist es an der Zeit, mitfühlend und liebevoll mit dir selbst umzugehen. Indem du deine Überlebensstrategien verstehst und alternative Ansätze erlernst, öffnest du den Raum für persönliches Wachstum und positive Veränderungen.
Sei geduldig mit dir selbst auf dieser Reise der Heilung. Vertraue darauf, dass du die Fähigkeit hast, neue Wege zu finden, um dich mit deinen Bedürfnissen zu verbinden und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln. Nimm Unterstützung an, die du verdient hast. Du bist stark und mutig. Dein Körper hat dich bis hierhin gebracht, und nun ist es an der Zeit, ihn liebevoll zu ehren und neue Wege des Wachstums und der Heilung einzuschlagen.
Gemeinsam können wir neue Bewältigungsmechanismen entwickeln, die deine individuellen Bedürnisse berücksichtigen und dir helfen, das Trauma zu verarbeiten. Ich bin da, unterstütze und begleite dich gern, Deine Anika
Hier ein paar typische Strategien, die unser Körper Anwesen, um in traumatischen Situationen sein Leben zu retten.
1. Vermeidung: Vermeidung von Orten, Menschen oder Aktivitäten, die Erinnerungen an das Trauma hervorrufen könnten, um die Angst und Belastung zu minimieren.
2. Abtrennung: Sich emotional oder mental von traumatischen Erinnerungen oder Gefühlen distanzieren, um den Schmerz zu reduzieren und den Alltag zu bewältigen.
3. Hyperaktivität: Sich in ständiger Aktivität oder Beschäftigung halten, um nicht mit traumatischen Erinnerungen oder Gefühlen konfrontiert zu werden und den Druck abzulenken.
4. Kontrollzwang: Ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Struktur, um Unsicherheit und Angst zu minimieren. Dies kann sich in zwanghaftem Verhalten oder starken Kontrollmechanismen äußern.
5. Selbstisolation: Sich von anderen Menschen zurückziehen und soziale Interaktionen vermeiden, um potenzielle Auslöser oder weitere Verletzungen zu vermeiden.
6. Substanzmissbrauch: Die Verwendung von Alkohol, Drogen oder anderen Substanzen, um vorübergehend den emotionalen Schmerz oder die Belastung zu betäuben.
Ich möchte hier betonen, wie wichtig diese Strategien waren. Wie richtig und wertvoll dein Körper in der Vergangenheit gehandelt hat. Deine Überlebensstrategien waren ein wertvoller Schutzmechanismus, den dein Körper entwickelt hat, um dich vor weiterem Schaden zu bewahren. Sei dankbar für deinen Körper, der in diesen schwierigen Zeiten alles getan hat, um dich zu schützen und zu überleben.
Warum Trauma oft unerkannt bleibt.
Es ist leider eine weit verbreitete Annahme, dass etwas Extremes passiert sein muss, um eine Traumafolgestörung zu entwickeln. Sogar unter einigen Therapeuten., aber vor allem bei Ärzten. Denn das Verzeichnis woran sich Ärzte und Therapeuten bisher orientierten, um eine Diagnose zu stellen (das ICD 10) beschreibt eine PTBS so: „Eine Reaktion auf ein belastendes Ereignis …, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“ Also: Naturkatastrophen, Kriege, Folter, Vergewaltigungen, schwere Unfälle, usw. All diese beschreibt jedoch nur ein Schocktrauma.
Eine komplexe Traumatisierung (kPTBS), wie sie im neuen ICD 11 zu finden ist, schließt Entwicklungstrauma (oder auch Bindungstrauma) mit ein. Das entsteht durch u.a. durch langanhaltende, wiederholte, tiefgreifende seelische Verletzungen in der Kindheit, wie Unterdrückung, Ablehnung, Demütigung oder Abwertung, Emotionale oder körperliche Vernachlässigung, emotionale, körperliche oder sexualisierte Gewalt, keine ausreichende Bindungserfahrung, Übertragung von Erwachsenen-Aufgaben (wie das Versorgen von Jüngeren oder Älteren), unentdeckten Entwicklungsstörungen, usw.
Das Kind entwickelt die Überzeugung, nicht richtig, nicht gut genug oder nicht erwünscht zu sein und schützt sich durch Abwehmechanismen wie Abhängigkeiten, Depressionen, Dissoziationen (nicht spüren, nicht erinnern, ...) Selbstverletzendes Verhalten, Perfektionismus, Ängste, u.s.w.. Unerkannt und Unbehandelt kann einem das das Leben zur Hölle machen. Bis ins hohe Erwachsenenalter.
Was ich so dramatisch daran finde ist, dass ein Behandlung bei Depressionen z.B. nichts bringt, wenn dahinter ein Trauma steckt.
Es ist so wichtig das zu wissen, denn nur dann können wir es beheben. Und da sind wir auch endlich bei der guten Nachricht: Das alles ist zu beheben. ❤️
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mich hat diese Antwort "Es braucht eben seine Zeit" immer ziemlich genervt! Ich wollte eine konkrete Antwort mit Lösungsweg!
Und hier ist sie: Es hört auf, wenn wir zum Kern kommen und ihn auflösen. Und das funktioniert schlecht oder sogar gar nicht über das Sprechen. Denn Trauma ist im Stammhirn gespeichert und hat keinen Zugang zur Sprache. Ich kann es also hundertmal erzählen. Es hilft nicht.
Denn normalerweise passiert folgendes: Durch das Erzählen und den damit hervorgeholten Erinnerungen, werden wir von unseren Gefühlen überschwemmt. Sprache kann das nicht aufhalten. Zu sagen: „Das war früher, jetzt bin ich sicher.“, bringt nichts. Uns bleibt also nur übrig, uns von den Gefühlen abzuspalten (zu dissoziieren) oder uns überschwemmen und so retraumatisieren zu lassen. Beides führt aber nicht zur Heilung, sondern ist nur extrem belastend.Was aber zur Heilung führt, ist das Lösen des Traumas über unsere Gefühle. Durch das Wahrnehmen der reinen Körperempfindungen. Denn das, was uns überflutet, entsteht durch das Deuten dieser Körperempfindung. Reine Körperempfindungen überfluten uns nie. Haben wir z.B. große Angst oder sind wir verliebt? Die Körperempfindungen (schwitzige Hände, Herzrasen, u.s.w.) sind die gleichen. Sie zu spüren, ist der erste große Schritt. Sie dann zu regulieren, geschieht im Anschluss beinah automatisch. Und dann setzt der Heilungsprozess ein. ❤️
Eine Besispiel-Übung findest du hier.
Wie wir erkennen, dass wir vom Trauma befreit sind.
Ja, wir können uns vom Trauma befreien, auch vom komplexen Trauma und glücklich werden 🥰 Was es heißt, vom Trauma befreit zu sein:
Wir können mit angemessene Gefühlsbeteiligung von dem Ereignis sprechen: Also nicht robotermäßig, völlig abgeschnitten von unseren Gefühlen, dissoziiert. Und auch nicht völlig von unseren Gefühlen überflutet.
· Wir können in unserer emotionalen Wohlfühl-Mitte bleiben (Windows of Tolerance). Wir schwanken also nicht ständig von der Überaktivität/Übererregung in den Erschöpfungszustand.
· Wir können das Geschehenen in der Vergangenheit zuordnen. Wir wissen also von unserem Trauma und wissen auch, dass es vorbei ist.
· Wir wissen auch, wodurch es passiert ist. Durch ein Naturereignis oder Menschen gemacht. Und noch wichtiger: wir haben erkannt, dass es genau richtig war, wie wir uns damals verhalten haben bzw. mit welcher Reaktion uns unser Körper geschützt hat.
· Wir können die Auswirkungen des Geschehenen sehen und damit welches Überlebensverhalten wir gewählt haben, um uns zu schützen. Zusätzlich haben wir erkannt, welches Verhalten für uns mittlerweile hilfreicher wäre.
· Und zu guter Letzt lassen wir uns nicht mehr von unserem angelernten Verhalten kontrollieren, sondern haben gelernt, zwischen Reiz und Reaktion eine Pause zu machen, um das hilfreichere Verhalten anzuwenden.
Das wars. Und auch wenn es sich vielleicht nicht machbar anhört. Es ist kein Hexenwerk und alles schaffbar.
Warum Trauma so viel Stress auslöst.
In einer traumatischen Situation wird unser Körper mit Adrenalin überschüttet, damit wir in der Lage sind, schnell zu reagieren, um uns zu schützen. Die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion, auch fight-or-flight. Dabei wird Adrenalin in so hohen Dosen ausgeschüttet, dass unser Körper neue Rezeptoren bilden muss, um alles wieder aufnehmen zu können. Und selbst nach Absinken des Adrenalin-Spiegels, bleiben diese Rezeptoren bestehen. Was führt dazu, dass wir ultrasensibel auf Stress reagieren. Denn schon kleinste Mengen an Adrenalin werden sofort in unserem Nervensystem wahrgenommen. Und das reagiert darauf:
Das Herz schlägt schneller, die Atemfrequenz erhöht sich. Die kleinen Blutgefäße werden verengt (kalte Hände und Füße), große Muskeln (Arme und Beine) mit Sauerstoff versorgt, um flüchten oder kämpfen zu können. Alles super, wenn wir dies auch tun! Denn so werden wir das Adrenalin wieder los: Durch Bewegung.
Wir können uns also Bewegen. Uns irgendetwas suchen, was uns Spaß macht: Tanzen, Spazieren gehen, schwimmen, joggen, Fitness, putzen, Yoga, was auch immer. (Nur keinen Risiko- oder Hochleistungssport, denn da wird wieder zu viel Adrenalin ausgeschüttet.)
Ein bekanntes Problem ist allerdings, dass wir meist schon zu erschöpft sind, um auch nur an Bewegung zu denken. Denn chronischer Stress macht uns antriebsschwach und müde. Doch dann können wir Entspannungstechniken nutzen, um den Anspannungspegel zu senken: PMR, Atmentechniken, Meditation, YinYoga, BodyScan, Powernapping, u.s.w. Beides funktioniert. Also je nachdem wie du dich fühlst, suchst du dir was aus. Du kannst es ändern. Du hast es in der Hand. ❤️
Ich habe früher viele Jahre gekellnert. Und immer wenn irgendwo zu eskalieren drohte, wurde ich gerufen. Dann bin ich dazwischen gegangen und habe so lange besänftigt, bis alle wieder ruhig waren oder zumindest niemanden mehr verletzen wollten. Es hat ausnahmslos funktioniert.
Dabei habe ich aber nicht die Gefahr gesucht. Ich habe auf sie reagiert. Und zwar genauso wie damals, wenn ich in Gefahr geriet. Diese Traumareaktion nennt sich FAWN RESPONS.
Die 4. Traumareaktion neben Kampf, Flucht und Erstarrung. „Fawn“ wird oft mit „Unterwerfung“ übersetzt. Damit fühlte ich mich allerdings nicht angesprochen. Aber „fawn“ kann auch mit: „hofieren“ übersetzt werden. Und da hatte ich mich dann erkannt.
Natürlich ist diese Überlebensstrategie auch eine Art von Unterwerfung, aber für die Betroffenen sehr schwer zu erkennen. Denn wir fühlen uns dadurch nicht unterwürfig, sondern selbstbestimmt und stark. Wir haben schließlich die Situation und Person (vermeintlich) unter Kontrolle. Denn wir müssen uns ja nur schlau genug anstellen, um ein gutes Gefühl beim „Täter“ zu erzeugen. Und schwupps ist die Gefahr gebannt.
So unangenehm sich diese Verhalten im nachhinein anfühlt: Es ist eine große Ressource. Die Strategie geht meist auf. Ich habe mit niemandem Stress. Aber natürlich kostet es seinen Preis, ich habe mich oft verbogen oder gar verloren. Aber ob es das wert ist, kann ich jetzt frei entscheiden.
Als mir das bewusst wurde, setzte ein wundervolles Gefühl der Befreiung ein. Ich habe die WAHL! Ich muss nicht mehr ferngesteuert handeln. ❤️ Und das wünsche ich jeden von euch auch.